CHRYSANTHEMUM (2014)

CHRYSANTHEMUM (2014)

for clarinet, violoncello and piano

instrumentation: cl*, vc, pno*
duration: 10 minutes
première: January 25, 2015, Ultraschall Berlin 2015, Germany
Trio Catch

Commissioned by Festival Ultraschall Berlin

CHRYSANTHEMUM

score preview

CHRYSANTHEMUM

(full recording)

Trio Catch
Recording published on CD – As if by Bastille Musique

Additional performances

October 13, 2019, Budapest Music Center, Hungary
Kyrill Rybakow – clarinet, Rahel Krämer – violoncello
Martón Illés – piano
October 11, 2019, Hochschule für Musik Karlsruhe, Germany
Kyrill Rybakow – clarinet, Rahel Krämer – violoncello
Martón Illés – piano
April 7, 2018, Vapaan taiteen tila, Helsinki
Tristero Piano Trio
October 11, 2017, Slovenian Philharmonic, Ljubljana, Slovenia
Takefu Ensemble
January 11, 2020, Frakzionen Bielefeld, Germany
Ensemble Recherche
March 28, 2017, Fundación BBVA Bilbao, Spain
Ensemble Recherche
October 20, 2016, Morat-Institut Freiburg, Germany
Ensemble Recherche
June 11, 2017 Bürgerhaus Wilhelmsburg, Germany
Trio Catch
May 24, 2017, Hamburg, Rolf-Liebermann-Studio, Germany
Trio Catch
October 2, 2016, Le Festival Musica, Strasbourg, France
Trio Catch
September 17, 2016, Klangspuren Schwaz, Austria
Trio Catch
November 20, 2015, Hamburg, Kampnagel, Germany
Trio Catch
November 14, 2015, Badenweiler Musiktage, Germany
Trio Catch
November 6, 2015, Colomiers, France
Trio Catch
May 16, 2015, SWR Ars Nova Edenkoben, Germany
Trio Catch
May 10, 2015, Hamburg, Christianskirche, Germany
Trio Catch
April 19, 2015, Paris, Maison Heinrich Heine, France
Trio Catch

VIDEO

CHRYSANTHEMUM: Ohrknacker Nr. 6 / Trio Catch
Elbkulturfonds Hamburg 2018
CHRYSANTHEMUM: Ohrknacker Nr. 6 / Trio Catch
Elbkulturfonds Hamburg 2018

ABOUT

A trio for clarinet, violoncello and piano, CHRYSANTHEMUM was commissioned by Trio Catch, but was also written as a reaction to the death of Armin Köhler, the long-standing and influential artistic director of the Donaueschingen Festival, whom Žuraj had met the previous year while staying at the Villa Massimo in Rome. The work, although written for a trio of players noted for their technical flair, features an unostentatious virtuosity, and the instruments are muted throughout. There is at times a tendency towards timbres consisting of pure noise, an element that is atypical for Žuraj ‘s composition, which is normally characterised by pitched material, however colourful. The muted timbres of the three instruments tend towards a certain uniformity, resulting in a melancholy soundscape, which may be partly down to the tragic circumstances that inspired it, but is also in keeping with the setting in which it was composed – Rome, after all, is the epicentre of baroque mannerism, its grandeur always providing a reminder of the impermanence of earthly existence and of mournful beauty.

Alwyn Tomas Westbrooke

Das Trio CHRYSANTHEMUM entstand 2015 für das Trio Catch und wurde beim Festival Ultraschall Berlin im gleichen Jahr uraufgeführt. Die ursprüngliche Ausgangslage eines Auftragswerks für ein Trio mit Klarinette, Violoncello und Klavier zu schreiben, erhielt eine traurige Wendung durch den Tod Armin Köhlers, des SWR Redakteurs für Neue Musik und künstlerischen Leiter der Donaueschinger Musiktage, im November 2014, dem Vito Žuraj auf privater Ebene während seines Stipendienaufenthalts in der Villa Massimo in Rom begegnet war. Auch der Titel ist dieser geänderten Konzeption zu verdanken. Mit Giacomo Puccinis Streichquartett „Crisantemi“ verbindet das Trio lediglich die Titelgebung und der Anlass eines Gedächtnisstückes, wenngleich der Komponist der sinnlich-üppigen Klangsphäre des italienischen Komponisten durchaus eine gewisse Sympathie entgegenbringt. Aber die Chrysanthemen selbst sind aus China stammende Herbstblumen, die noch einmal eine Farbkraft in der letzten Wärme des Jahres entfalten. Es sind typische Blumen der Melancholie. Der herbstliche November war aber nicht nur der Sterbemonat Armin Köhlers, sondern der Herbst überhaupt seine Lieblingsjahreszeit. Alles ist da und doch schon im Verschwinden begriffen – bevor es wiederkehrt.

Atmosphärisch spiegelt sich davon einiges in Vito Žurajs Komposition wieder. Die Virtuosität der Musikerinnen, für die es komponiert wurde, ist darin vorhanden. Aber nichts wird hier vordergründig ausgestellt. Im Gegenteil handelt es sich hierbei um eine Virtuosität des Understatements oder der Bescheidung – auch dafür war Armin Köhler seinen Freunden und Weggefährten bekannt. Die expressiven Ausbrüche und Ausflüge ins eindringlich Geräuschhafte, wie sie nicht uncharakteristisch im Werk Žurajs sind, bleiben hier weitestgehend ausgespart. Die Multiphonics der Klarinettenstimme sind nur delikat eingesetzt. Alle Instrumente haben eigentlich nur gedämpft zu spielen. Das gilt vor allem für das Klavier, das dementsprechend zu präparieren ist. Die lineare Entfaltung der Klarinettenstimme aus dem „dal niente“, wohin sich das Stück auch wieder bewegt, lässt an Gesangliches denken. Überhaupt ist das Trio kaum als dialektisches Gegen- und Miteinander gedacht, sondern drängt darauf, die hier wörtlich zu nehmenden Einzelstimmen zu verschmelzen. Die individuellen Klangcharaktere bleiben dabei erhalten. In diesem Sinne des Einheitlichen ist auch die Klavierstimme, wie die der Klarinette und des Cellos überwiegend in einem und nicht, wie sonst üblich, in zwei Systemen notiert. Abwärts-Arpeggien im Klavier und die Aufstrichbögen des Cellos erzeugen den Eindruck des Durchwehten. Die gedämpften Klaviersaiten nähern sich dem Pizzicato des Cellos zwar an, aber eigentlich klappert hier etwas Dräuendes im Untergrund, das aber nie als gewaltsam Bedrohliches hervorbricht. Das alles erzeugt ein subtiles Klangbild der Melancholie. Das mag vielleicht dem Widmungsanlass geschuldet sein. Andererseits passt diese Haltung zu Rom, wo das Stück komponiert wurde, der Hauptstadt des barocken Manierismus, deren Pracht stets die Erinnerung an das Vergängliche und die schöne Trauer eingeschrieben bleibt.

Bernd Künzig

Das Trio entstand 2015 für das Trio Catch und wurde beim Festival Ultraschall Berlin im gleichen Jahr uraufgeführt. Die ursprüngliche Ausgangslage eines Auftragswerks für ein Trio mit Klarinette, Violoncello und Klavier zu schreiben, erhielt eine traurige Wendung durch den Tod Armin Köhlers, des SWR Redakteurs für Neue Musik und künstlerischen Leiter der Donaueschinger Musiktage, im November 2014, dem Vito Žuraj auf privater Ebene während seines Stipendienaufenthalts in der Villa Massimo in Rom begegnet war. Auch der Titel ist dieser geänderten Konzeption zu verdanken. Mit Giacomo Puccinis Streichquartett „Crisantemi“ verbindet das Trio lediglich die Titelgebung und der Anlass eines Gedächtnisstückes, wenngleich der Komponist der sinnlich-üppigen Klangsphäre des italienischen Komponisten durchaus eine gewisse Sympathie entgegenbringt. Aber die Chrysanthemen selbst sind aus China stammende Herbstblumen, die noch einmal eine Farbkraft in der letzten Wärme des Jahres entfalten. Es sind typische Blumen der Melancholie. Der herbstliche November war aber nicht nur der Strebemonat Armin Köhlers, sondern der Herbst überhaupt seine Lieblingsjahreszeit. Alles ist da und doch schon im Verschwinden begriffen – bevor es wiederkehrt.

Atmosphärisch spiegelt sich davon einiges in Vito Žurajs Komposition wieder. Die Virtuosität der Musikerinnen, für die es komponiert wurde, ist darin vorhanden. Aber nichts wird hier vordergründig ausgestellt. Im Gegenteil handelt es sich hierbei um eine Virtuosität des Understatements oder der Bescheidung – auch dafür war Armin Köhler seinen Freunden und Weggefährten bekannt. Die expressiven Ausbrüche und Ausflüge ins eindringlich Geräuschhafte, wie sie nicht uncharakteristisch im Werk Žurajs sind, bleiben hier weitestgehend ausgespart. Die Multiphonics der Klarinettenstimme sind nur delikat eingesetzt. Alle Instrumente haben eigentlich nur gedämpft zu spielen. Das gilt vor allem für das Klavier, das dementsprechend zu präparieren ist. Die lineare Entfaltung der Klarinettenstimme aus dem „dal niente“, wohin sich das Stück auch wieder bewegt, lässt an Gesangliches denken. Überhaupt ist das Trio kaum als dialektisches Gegen- und Miteinander gedacht, sondern drängt darauf, die hier wörtlich zu nehmenden Einzelstimmen zu verschmelzen. Die individuellen Klangcharaktere bleiben dabei erhalten. In diesem Sinne des Einheitlichen ist auch die Klavierstimme, wie die der Klarinette und des Cellos überwiegend in einem und nicht, wie sonst üblich, in zwei Systemen notiert. Abwärts-Arpeggien im Klavier und die Aufstrichbögen des Cellos erzeugen den Eindruck des Durchwehten. Die gedämpften Klaviersaiten nähern sich dem Pizzicato des Cellos zwar an, aber eigentlich klappert hier etwas Dräuendes im Untergrund, das aber nie als gewaltsam Bedrohliches hervorbricht. Das alles erzeugt ein subtiles Klangbild der Melancholie. Das mag vielleicht dem Widmungsanlass geschuldet sein. Andererseits passt diese Haltung zu Rom, wo das Stück komponiert wurde, der Hauptstadt des barocken Manierismus, deren Pracht stets die Erinnerung an das Vergängliche und die schöne Trauer eingeschrieben bleibt.

Bernd Künzig

As if (2019)

Published by Bastille musique

Trio Catch

recorded pieces:
CHRYSANTHEMUM