CHRYSANTHEMUM (2014)
CHRYSANTHEMUM (2014)
for clarinet, violoncello and piano
instrumentation: cl*, vc, pno*
duration: 10 minutes
première: January 25, 2015, Ultraschall Berlin 2015, Germany
Trio Catch
Commissioned by Festival Ultraschall Berlin
CHRYSANTHEMUM
score preview
Additional performances
Kyrill Rybakow – clarinet, Rahel Krämer – violoncello
Martón Illés – piano
Kyrill Rybakow – clarinet, Rahel Krämer – violoncello
Martón Illés – piano
Tristero Piano Trio
Takefu Ensemble
Ensemble Recherche
Ensemble Recherche
Ensemble Recherche
Trio Catch
Trio Catch
Trio Catch
Trio Catch
Trio Catch
Trio Catch
Trio Catch
Trio Catch
Trio Catch
Trio Catch
VIDEO
Elbkulturfonds Hamburg 2018
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ABOUT
Alwyn Tomas Westbrooke
Das Trio CHRYSANTHEMUM entstand 2015 für das Trio Catch und wurde beim Festival Ultraschall Berlin im gleichen Jahr uraufgeführt. Die ursprüngliche Ausgangslage eines Auftragswerks für ein Trio mit Klarinette, Violoncello und Klavier zu schreiben, erhielt eine traurige Wendung durch den Tod Armin Köhlers, des SWR Redakteurs für Neue Musik und künstlerischen Leiter der Donaueschinger Musiktage, im November 2014, dem Vito Žuraj auf privater Ebene während seines Stipendienaufenthalts in der Villa Massimo in Rom begegnet war. Auch der Titel ist dieser geänderten Konzeption zu verdanken. Mit Giacomo Puccinis Streichquartett „Crisantemi“ verbindet das Trio lediglich die Titelgebung und der Anlass eines Gedächtnisstückes, wenngleich der Komponist der sinnlich-üppigen Klangsphäre des italienischen Komponisten durchaus eine gewisse Sympathie entgegenbringt. Aber die Chrysanthemen selbst sind aus China stammende Herbstblumen, die noch einmal eine Farbkraft in der letzten Wärme des Jahres entfalten. Es sind typische Blumen der Melancholie. Der herbstliche November war aber nicht nur der Sterbemonat Armin Köhlers, sondern der Herbst überhaupt seine Lieblingsjahreszeit. Alles ist da und doch schon im Verschwinden begriffen – bevor es wiederkehrt.
Atmosphärisch spiegelt sich davon einiges in Vito Žurajs Komposition wieder. Die Virtuosität der Musikerinnen, für die es komponiert wurde, ist darin vorhanden. Aber nichts wird hier vordergründig ausgestellt. Im Gegenteil handelt es sich hierbei um eine Virtuosität des Understatements oder der Bescheidung – auch dafür war Armin Köhler seinen Freunden und Weggefährten bekannt. Die expressiven Ausbrüche und Ausflüge ins eindringlich Geräuschhafte, wie sie nicht uncharakteristisch im Werk Žurajs sind, bleiben hier weitestgehend ausgespart. Die Multiphonics der Klarinettenstimme sind nur delikat eingesetzt. Alle Instrumente haben eigentlich nur gedämpft zu spielen. Das gilt vor allem für das Klavier, das dementsprechend zu präparieren ist. Die lineare Entfaltung der Klarinettenstimme aus dem „dal niente“, wohin sich das Stück auch wieder bewegt, lässt an Gesangliches denken. Überhaupt ist das Trio kaum als dialektisches Gegen- und Miteinander gedacht, sondern drängt darauf, die hier wörtlich zu nehmenden Einzelstimmen zu verschmelzen. Die individuellen Klangcharaktere bleiben dabei erhalten. In diesem Sinne des Einheitlichen ist auch die Klavierstimme, wie die der Klarinette und des Cellos überwiegend in einem und nicht, wie sonst üblich, in zwei Systemen notiert. Abwärts-Arpeggien im Klavier und die Aufstrichbögen des Cellos erzeugen den Eindruck des Durchwehten. Die gedämpften Klaviersaiten nähern sich dem Pizzicato des Cellos zwar an, aber eigentlich klappert hier etwas Dräuendes im Untergrund, das aber nie als gewaltsam Bedrohliches hervorbricht. Das alles erzeugt ein subtiles Klangbild der Melancholie. Das mag vielleicht dem Widmungsanlass geschuldet sein. Andererseits passt diese Haltung zu Rom, wo das Stück komponiert wurde, der Hauptstadt des barocken Manierismus, deren Pracht stets die Erinnerung an das Vergängliche und die schöne Trauer eingeschrieben bleibt.
Bernd Künzig
Das Trio entstand 2015 für das Trio Catch und wurde beim Festival Ultraschall Berlin im gleichen Jahr uraufgeführt. Die ursprüngliche Ausgangslage eines Auftragswerks für ein Trio mit Klarinette, Violoncello und Klavier zu schreiben, erhielt eine traurige Wendung durch den Tod Armin Köhlers, des SWR Redakteurs für Neue Musik und künstlerischen Leiter der Donaueschinger Musiktage, im November 2014, dem Vito Žuraj auf privater Ebene während seines Stipendienaufenthalts in der Villa Massimo in Rom begegnet war. Auch der Titel ist dieser geänderten Konzeption zu verdanken. Mit Giacomo Puccinis Streichquartett „Crisantemi“ verbindet das Trio lediglich die Titelgebung und der Anlass eines Gedächtnisstückes, wenngleich der Komponist der sinnlich-üppigen Klangsphäre des italienischen Komponisten durchaus eine gewisse Sympathie entgegenbringt. Aber die Chrysanthemen selbst sind aus China stammende Herbstblumen, die noch einmal eine Farbkraft in der letzten Wärme des Jahres entfalten. Es sind typische Blumen der Melancholie. Der herbstliche November war aber nicht nur der Strebemonat Armin Köhlers, sondern der Herbst überhaupt seine Lieblingsjahreszeit. Alles ist da und doch schon im Verschwinden begriffen – bevor es wiederkehrt.
Atmosphärisch spiegelt sich davon einiges in Vito Žurajs Komposition wieder. Die Virtuosität der Musikerinnen, für die es komponiert wurde, ist darin vorhanden. Aber nichts wird hier vordergründig ausgestellt. Im Gegenteil handelt es sich hierbei um eine Virtuosität des Understatements oder der Bescheidung – auch dafür war Armin Köhler seinen Freunden und Weggefährten bekannt. Die expressiven Ausbrüche und Ausflüge ins eindringlich Geräuschhafte, wie sie nicht uncharakteristisch im Werk Žurajs sind, bleiben hier weitestgehend ausgespart. Die Multiphonics der Klarinettenstimme sind nur delikat eingesetzt. Alle Instrumente haben eigentlich nur gedämpft zu spielen. Das gilt vor allem für das Klavier, das dementsprechend zu präparieren ist. Die lineare Entfaltung der Klarinettenstimme aus dem „dal niente“, wohin sich das Stück auch wieder bewegt, lässt an Gesangliches denken. Überhaupt ist das Trio kaum als dialektisches Gegen- und Miteinander gedacht, sondern drängt darauf, die hier wörtlich zu nehmenden Einzelstimmen zu verschmelzen. Die individuellen Klangcharaktere bleiben dabei erhalten. In diesem Sinne des Einheitlichen ist auch die Klavierstimme, wie die der Klarinette und des Cellos überwiegend in einem und nicht, wie sonst üblich, in zwei Systemen notiert. Abwärts-Arpeggien im Klavier und die Aufstrichbögen des Cellos erzeugen den Eindruck des Durchwehten. Die gedämpften Klaviersaiten nähern sich dem Pizzicato des Cellos zwar an, aber eigentlich klappert hier etwas Dräuendes im Untergrund, das aber nie als gewaltsam Bedrohliches hervorbricht. Das alles erzeugt ein subtiles Klangbild der Melancholie. Das mag vielleicht dem Widmungsanlass geschuldet sein. Andererseits passt diese Haltung zu Rom, wo das Stück komponiert wurde, der Hauptstadt des barocken Manierismus, deren Pracht stets die Erinnerung an das Vergängliche und die schöne Trauer eingeschrieben bleibt.
Bernd Künzig